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Das Lied in mir

DE 2010, 95 Min., OV/df, Regie: Florian Cossen, mit Jessica Schwarz, Michael Gwisdek, Alejandro Rafael Ferro, Beatriz Spelzini

Das Lied in mir

DVD - Release: 18.11.2011

Rezension von Walter Gasperi

Eine junge Deutsche stösst in Buenos Aires auf die Geschichte ihrer Familie, die ihr bislang verheimlicht wurde. – Mit einer grossartigen Jessica Schwarz in der Hauptrolle erzählt Florian Cossen in seinem Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg bewegend nicht nur von einer Identitätssuche, sondern auch von Schuld und wirft die Frage nach Vergebung auf.

In Buenos Aires hatte die Mittdreissigerin Maria (Jessica Schwarz) nur eine Zwischenlandung auf ihrem Flug zu einem Schwimmwettkampf in Santiago de Chile geplant. Doch dann hört sie in der Wartehalle des Flughafens, wie eine Mutter ihrem Kind auf Spanisch ein Lied vorsingt. Obwohl Maria kein Wort Spanisch kann, kann sie das Lied mitsingen und dunkle Erinnerungen steigen in ihr auf.

Nah rückt die Kamera an ihr Ohr, macht ihre zunehmende Irritation und Beklemmung erfahrbar. Fast panisch stürzt sie in die Toilette, versucht sich zu beruhigen, doch als sie zurückkehrt, ist der Anschlussflug schon weg. – Sie muss vorerst in Buenos Aires bleiben.

Bohrende Wahrheitssuche

Eindrücklich vermittelt Florian Cossen, der selbst ein halbes Jahr in der argentinischen Hauptstadt lebte, in der Fahrt ins Stadtzentrum das Eindringen Marias in eine ihr fremde Welt. Grossartig fängt er die Stadt mit achtspurigen Autobahnen und Hochhauszeilen ein. Wenn Maria dann auch noch der Pass gestohlen wird, verweist das auch auf den Verlust ihrer Identität. Klarheiten lösen sich für sie auf, denn auch eine Kinderpuppe in einem Schaufenster kommt ihr seltsam vertraut vor.

Als ihr in Deutschland lebender Vater (Michael Gwisdek) von dem Zwischenfall erfährt, reist er seiner Tochter nach und versucht sie zum Weiterflug zu bewegen. Auf ihre Fragen nach der Puppe und dem Kinderlied reagiert er zunächst kaum, muss dann aber doch mit der Wahrheit rausrücken: Maria ist eben nicht seine leibliche Tochter, sondern er hat sie 1980 als Kleinkind mit seiner Frau illegal nach Deutschland mitgenommen, als Marias Eltern wie 30.000 andere Argentinier während der Militärdiktatur (1976-1983) verschleppt wurden.

Mit dieser Aufklärung ist Maria aber nicht zufrieden, sondern sie beginnt nach ihren Angehörigen zu forschen und bringt sukzessive schmerzliche Wahrheiten an den Tag.

Zerbrechende Sicherheiten

Beiläufig, aber eindringlich lässt Cossen in seinem Debüt die Nachwirkungen der argentinischen Militärdiktatur in die Handlung einfliessen. Er zielt aber nicht auf eine Abrechnung mit dieser dunklen Epoche ab, sondern fokussiert ganz auf der von Jessica Schwarz grossartig gespielten Maria. In dieser Konzentration auf die Protagonistin, deren Sicherheiten und deren Vaterbild sukzessive zerbrechen, entwickelt „Das Lied in mir“ nicht nur Dichte, sondern wirft auch universelle Fragen nach Schuld und Vergebung auf. Auf grosse Emotionalisierung verzichtet der in Tel Aviv geborene 32-jährige Sohne eines deutschen Diplomaten dabei erfreulicherweise, inszeniert zurückhaltend, aber mit prägnanter Bildsprache und bietet auch am Ende keine einfache Lösung mit Happy End an.

Kritiken

National International
- Bettina Spoerri für nzz.ch - Christian Buß für spiegel.de
- Dominik Beeri für outnow.ch - Christina Rietz für zeit.de
- Raphael Rück für students.ch - Nil Varol für kulturzeit auf 3sat.de
- Sarah Stutte für groarr.ch - Daniel Kothenschulte für fr-online.de
Offizielle Website Verleiher
www.dasliedinmir.de Look Now!

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