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La piel que habito

ESP 2011, 120 Min., OV/df, Regie: Pedro Almodóvar, mit Antonio Banderas, Elena Anaya, Marisa Paredes, Jan Cornet, Blanca Suárez

La piel que habito

DVD - Release: 23.3.2012

Rezension von Cindy Hertach

Pedro Almodóvar erzählt die Geschichte eines monströsen Racheakts gewohnt meisterhaft und ungewohnt distanziert. Die Hochglanz-Verfilmung des Romans „Tarantula“ ist ein verstörender Horror-Thriller, der unter die Haut geht.

Toledo, 2012: Der plastische Chirurg Dr. Robert Ledgard ist besessen von der Vorstellung, eine künstliche Haut zu entwickeln, die selbst Feuer widersteht. Angetrieben wird er von der quälenden Erinnerung an seine Frau, die nach einem Autounfall so schreckliche Verbrennungen erlitten hat, dass sie Selbstmord beging. Offiziell testet Ledgard seine Forschung an Mäusen, betreibt im Geheimen jedoch auch illegale Experimente. In seiner prächtigen Villa, an die eine Privatklinik sowie ein medizinisches High-Tech-Labor angegliedert sind, hält er eine mysteriöse Frau namens Vera gefangen, die er zusammen mit seiner Haushälterin Marilia ununterbrochen überwacht. Doch Vera scheint nicht die einzige Gefangene des erfolgreichen Chirurgen zu sein. Im einem Verlies des riesigen Anwesens wird auch ein junger Mann festgehalten. Als Ledgard eines Tages nicht zu Hause ist, flüchtet Zega, der Sohn der Haushälterin, nach einem Raubüberfall in die Villa und bittet seine Mutter, ihn zu verstecken. Als er die schöne Vera auf einem der zahllosen Bildschirme entdeckt, die im ganzen Gebäude verteilt sind, verlangt er, zu ihr gelassen zu werden. Die Weigerung Marilias löst eine schicksalhafte Kettenreaktion aus.

Typisch Almodóvar
Der Spanier Pedro Almodóvar ist nach „Los abrazos rotos“ (2009), der von Publikum und Kritik gleichermassen geschmäht wurde, wieder zurück. Wie man es von Almodóvar gewohnt ist, mangelt es auch in seinem neuesten Film „La piel que habito“ nicht an den zentralen Motiven früherer Werke, wird erneut Transsexualität, Mutterschaft und Obsession abgehandelt, ranken sich Liebe, Verlust und Rache entlang eines dramatischen und grotesken Plots, dessen kunstvoll verschachtelte Erzählweise nach und nach Unerhörtes zu Tage fördert. Auch visuell beeindruckt die Verfilmung des Thrillers „Tarantula“ von Thierry Jonquet wie gewohnt durch Opulenz und exquisite Ausstattung. Trotz alledem - mit seiner hochästhetischen Bildsprache führt der Spanier durch eine für ihn ungewohnte Welt der Horror-Körper-Phantasien, deren erschreckende Perversität an die verstörenden Science-Fiction- und Horror-Visionen eines David Cronenberg erinnert, jedoch ohne deren genrespezifischen Schock-Effekte.

Horror als fremdes Terrain
So gesehen, lässt sich der Film trotz der aufgezählten Merkmale nicht vorbehaltlos im typischen, farblich übersaturierten Almodóvarschen Universum verorten. Denn der spanische Regisseur verzichtet für einmal auf sein wohl liebsten Genre, das Melodrama und zitiert vordergründig nichts, was auch nur annähernd mit Kitsch, Satire oder seinem unverwechselbaren schwarzen Humor in Verbindung gebracht werden könnte. Die unterkühlte Atmosphäre und klinische Distanz zu den Figuren, die dieses Werk so prägen, sind ungewöhnlich und vermögen vielleicht die Erwartungshaltung seines Stammpublikums nicht zu erfüllen. Dennoch ist Almodóvar und seinem grossartigen Schauspieler-Ensemble ein ebenso grossartiges Stück Kino gelungen. Dank dem überraschendem Eintritt in fremdes Terrain ist einer der eindrücklichsten, elegantesten und verstörendsten Horror-Thriller dieses Jahres entstanden.
(Cindy Hertach)

       

Kritiken

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- Michael Sennhauser in sennhausersfilmblog.ch - Verena Lueken für faz.net
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