Stand Up My Beauty
Streaming - Release: 19.9.22 auf filmingo.ch
Filmkritik von Walter Gasperi
Heidi Specogna verknüpft in ihrem Dokumentarfilm das Porträt der äthiopischen Sängerin Nardos Wude Tesfaw, die die Diskriminierung der Frauen anprangert, mit der Schilderung eines Landes zwischen Tradition und Fortschritt.
Lateinamerika und Afrika sind seit gut 30 Jahren die zentralen Themen im Schaffen der Schweizer Dokumentarfilmerin Heidi Specogna. Der uruguayischen Guerillabewegung Tupamaros spürte sie ebenso nach ("Tupamaros", 1996) wie dem Leben des jungen Guatemalteken, der als einer der ersten auf amerikanischer Seite im Irakkrieg 2003 starb ("Das kurze Leben des Antonio Gutierrez", 2006). In "Carte Blanche" (2011) und "Cahier africain" (2013) wiederum fokussierte sie auf der Zentralafrikanischen Republik und den dortigen Kriegsverbrechen.
Im Gegensatz zu diesen schweren Themen ist "Stand Up My Beauty" geradezu ein leichter Film. Eindringlich wird zwar die Diskriminierung der Frau, vor allem die Zwangsverheiratung in Äthiopien angesprochen, doch die Vitalität, die Kraft und Leidenschaft der Stimme der Sängerin Nardos Wude Tesfaw verbreiten doch immer Optimismus und Hoffnung auf einen Wandel.
Nardos singt in einem Club in Addis Abeba in der Azmari-Tradition, die durch eine Art gesungenes Gespräch gekennzeichnet ist, Liebeslieder von anderen, träumt aber davon, eigene Lieder zu schreiben, die zum Nachdenken anregen. Specogna begleitet sie bei ihren Recherchen nach Geschichten von Frauen durch die äthiopische Hauptstadt und aufs Land.
Die Erzählungen, bei denen es immer wieder um Zwangsverheiratung geht, fasst die Dichterin Gennet dabei in Verse. Dringlichkeit gewinnen die Textzeilen dadurch, dass sie Nardos immer wieder probt und mit dem "Erhebe dich, du Schöne" immer wieder aufruft die Vergangenheit hinter sich zu lassen und in die Zukunft zu blicken.
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