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Sterben

DE 2024, D, 182', Regie: Matthias Glasner, mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg

Sterben

Streaming - Release: 5.9.24 auf filmingo.ch

Filmkritik von Walter Gasperi

Mit einem hochkarätigen Ensemble inszenierte Matthias Glasner ein Familiendrama, das immer wieder ausufert, aber dennoch die Spannung auch über drei Stunden weitgehend aufrecht hält.

Wie persönlich Matthias Glasners bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch und mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnete Familiengeschichte ist, wird mit dem Schlussinsert "Meiner Familie, den Lebenden und den Toten gewidmet" spürbar. Im Dirigenten Tom Lunies kann man das Alter Ego Glasners sehen, doch im Zentrum stehen zunächst dessen Eltern.

Echt und authentisch wirkt, wie der 59-jährige Deutsche das Zusammenleben der Mutter Lissy mit dem an Demenz leidenden und immer wieder nackt das Einfamilienhaus verlassenden Ehemann schildert. Schockierend ist schon der Einstieg, bei dem Lissy in der Küche im wahrsten Sinne des Wortes in der Scheiße sitzt und ihren Sohn Tom mit der Bitte um Hilfe anruft. Doch dieser reagiert kühl, erklärt, dass er momentan keine Zeit habe, mit Proben und dem Baby seiner Ex-Freundin, das nicht sein Kind ist, beschäftigt sei.

Erst als der Vater, nachdem Lissy nach einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wurde, in ein Heim verlegt wird, besucht ihn Tom mit der Mutter – und Glasner wechselt die Perspektive und erzählt nun von Toms Leben.

Mit einem Jugendorchester studiert dieser mit "Sterben" eine Komposition seines depressiven und von Selbstzweifeln geplagten Freundes Bernard in und bemüht sich gleichzeitig als Ersatzvater um das Baby seiner Ex-Freundin. Erst mit dem Tod seines Vaters kehrt der Film wieder zu Lissy zurück. Zu spät kommt Tom zur Beerdigung, doch heftig ist das anschließende Gespräch zwischen Mutter und Sohn am Essenstisch, in dem sie nicht nur von ihrer Krebserkrankung erzählt, sondern sie sich auch gegenseitig gestehen, dass sie sich nie geliebt haben.

Mit einem Schnitt wechselt der Film zur jüngeren Schwester Ellen, die verkatert in einem Hotel in Lettland aufwacht, es dann aber doch noch nach Hamburg schafft, wo sie in einer Zahnarztpraxis als Assistentin arbeitet. Die schwere Alkoholikerin beginnt eine Affäre mit einem verheirateten Assistenzarzt (Ronald Zehrfeld). Groteske Szenen ergeben sich im Suff in der Praxis und völlig aus dem Ruder läuft der Besuch des Konzerts ihres Bruders.
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