My Favourite Cake
Filmkritik von Walter Gasperi
Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha verbinden in ihrer bittersüßen Tragikomödie, die bei der Berlinale mit dem Preis der Filmkritiker:innen und der Ökumenischen Jury ausgezeichnet wurde, die Geschichte einer 70-jährigen iranischen Witwe, die sich nach einer Beziehung zu einem Mann sehnt, mit expliziten regimekritischen Spitzen: Ein wunderbar sanfter und rund erzählter Film, der von der in jeder Szene präsenten Hauptdarstellerin Lily Farhadpour getragen wird.
Schon in ihrem zweiten Spielfilm "Ballade von der weißen Kuh" (2021) übte das Ehepaar Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha Kritik an der Diskriminierung der Frau in der iranischen Gesellschaft. Ganz langsam, aber immer wieder sehr deutlich schleichen sich nun auch in "Ein kleines Stück vom Kuchen" diese Spitzen gegen die Restriktionen im Land der Mullahs ein.
Folgen hatte dies für die Filmemacher:innen, denn während der Postproduktion wurden ihnen die Pässe abgenommen und eine Ausreise nach Paris verboten und auch zur Premiere des Films bei der Berlinale im Februar durften sie nicht anreisen
Ganz harmlos beginnt dabei ihr neuer Film mit der unaufgeregten Schilderung des monotonen Alltags der 70-jährigen Witwe Mahin (Lily Farhadpour). Ihr Mann ist schon vor 30 Jahren gestorben, allein wohnt sie in ihrer geräumigen Wohnung in Teheran, ihre beiden Kinder sind schon vor Jahren nach Europa emigriert.
In statischen Einstellungen, die mit ihrem erstarrten Leben korrespondieren, zeigt das Regieduo die Seniorin beim Schlaf bis weit in den Tag hinein, beim Bewässern des Gartens, bei kurzen Video-Telefonaten mit der Tochter, vor dem Fernseher, in dem Soap-Operas laufen, oder beim Einkauf auf dem Markt, von dem sie ein Taxi nach Hause bringt.
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