A E I O U
Filmkritik von Walter Gasperi
Nicolette Krebitz entwickelt um eine alternde Schauspielerin und einen kleinkriminellen jungen Mann mit Sprachfehler eine federleichte, verspielt-poetische Tragikomödie um eine im Grunde unmögliche Liebe.
Verstörend erzählte Nicolette Krebitz in ihrem letzten Spielfilm "Wild" von einer zurückgezogen lebenden, jungen Frau, die sich in einen Wolf verliebt. Nicht viel gemein hat damit auf den ersten Blick der vierte eigene Film der 50-jährigen deutschen Schauspielerin und Regisseurin, denn der Erzählton ist luftig-leicht und komödiantisch. Doch wieder geht es um eine im Grunde unmögliche Liebe.
Die titelgebenden Vokale tauchen schon in der Pre-Title-Sequenz auf, in der die Schauspielerin Anna (Sophie Rois) bei einer Gegenüberstellung an der Côte d´Azur einen Verbrecher identifizieren soll, sie aber keinen der Männer, die statt Zahlen die Buchstaben A E I O U vor sich tragen, erkennen will. Erst gegen Ende kommt der Film wieder zu dieser Szene, fokussiert davor auf der Vorgeschichte und setzt mit einem Taschendiebstahl vor einem Berliner Lokal ein.
Erstmals begegnen sich so die 60-jährige Anna und der 17-jährige Adrian (Milan Herms). Nur dass ihre Vornamen mit A beginnen scheint sie zu verbinden, denn sonst trennen sie nicht nur mehrere Jahrzehnte, sondern auch das soziale Milieu. Doch als Anna, die als Schauspielerin ihre beste Zeit hinter sich hat und inzwischen vorwiegend Hörspiele spricht, sich als Sprachtrainerin anbietet, trifft sie wieder auf den Handtaschendieb.
Sie soll dem jungen Mann, der an einem Sprachfehler leidet, aber in einem Theaterstück mitspielen soll, nämlich Unterricht geben. Wieder geht es dabei vor allem um die Vokale AEIOU, aber gleichzeitig kommen sich die ungleichen Charaktere näher und lassen sich nicht nur auf das Abenteuer Liebe ein, sondern brechen schließlich auch an die Côte d´Azur auf.
Von der ersten Szene an reißt "A E I O U" mit seiner leichthändigen Inszenierung, seinem Gespür für originelle Situationen und hinreißenden Figuren mit. Einen wunderbar distanzierten und märchenhaften Ton verleiht Krebitz ihrer Tragikomödie, indem sie ihre Protagonistin mehrfach die Handlung in der dritten Person kommentieren und auch über das A, mit dem vom Geburtsschrei von Mutter und Kind bis zum Stöhnen beim Liebesakt alles beginnt, reflektieren lässt. Dazu kommt eine sphärenhafte Musik, die diese unmögliche Liebesgeschichte förmlich der Welt enthebt.
Aber auch die Licht- und Farbgestaltung von Reinhold Vorschneider verleiht dieser Liebesgeschichte einen ganz eigenen, federleichten Touch, während der flüssige Schnitt von Bettina Böhler das Tempo hochhält.
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