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Barbara

D 2012, 105 Min., D, Regie: Christian Petzold, mit Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Jasna Fritzi Bauer, Mark Waschke


Barbara

Rezension von Walter Gasperi

Kühl, knapp, aber ungemein präzise sind die Filme von Christian Petzold. In seinem bei der heurigen Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichneten Meisterwerk erzählt er erstmals nicht von der deutschen Gegenwart, sondern taucht in die DDR des Jahres 1980 ein.

DDR 1980: Die Ärztin Barbara (Nina Hoss) wird von der Hauptstadt in die Provinz versetzt, weil sie einen Ausreiseantrag gestellt hat. Ständig wird sie nun überwacht, kann auch ihrem Kollegen Andre (Ronald Zehrfeld) nicht trauen und sich nur im Wald oder im Interhotel heimlich mit ihrem westdeutschen Geliebten (Mark Waschke) treffen. Gemeinsam bereiten sie ihre Flucht in den Westen vor, doch was wird sie dort erwarten. Irritiert ist die von Nina Hoss wunderbar kühl und unnahbar gespielte Frau, als ihr Geliebter sagt: „Im Westen kannst du immer ausschlafen. Ich verdiene genug für zwei, du musst nicht arbeiten.“ Zweifel kommen bei ihr wohl auf, ob sie das überhaupt will.

Freiheit im Überwachungsstaat?

Und wie schaut es mit der beruflichen Verpflichtung aus. Muss sie auf ihre lang ersehnte Freiheit verzichten, wenn es um einen Patienten geht? Der äusseren Freiheit setzt Petzold die innere Entscheidungsfreiheit gegenüber.

Von den Mächtigen lässt sich Barbara nichts sagen, greift ein, wenn der Teenager Stella (Jasna Fritzi Bauer) von zwei Volkspolizisten brutal aufs Krankenbett gedrückt wird und mit Psychopharmaka ruhig gestellt werden soll. Während für die anderen Stella nur „das Mädchen“ ist, hat sie für Barbara einen Namen und sie spricht nur von Stella. Rasch diagnostiziert sie eine Hirnhautentzündung, kümmert sich warmherzig um den schwangeren Teenager, wie später um den jungen Mario, der aus Liebeskummer aus dem Fenster gesprungen ist.

Gegenpol zur widerborstigen Barbara ist ihr Kollege Andre. Er wurde nach einem ärztlichen Fehler in die Provinz versetzt, hat sich mit den Mächtigen arrangiert, sieht sich ganz seinen Patienten verpflichtet und behandelt auch die krebskranke Gattin des Stasi-Offiziers: Wenn sie Hilfe brauchen, helfe er auch Arschlöchern, antwortet er auf die Frage der erstaunten Barbara.

Glasklare Bilder, offene Erzählweise

Meisterhaft ist „Barbara“ in seiner Knappheit und Präzision. Vieles bleibt ungesagt, aufs Wesentliche reduziert sind die Dialoge. Petzold braucht auch keine große Ausstattung um eindringlich die Zeitstimmung zu evozieren. Im Detail muss es stimmen von der defekten Steckdose über Kleidung, Autos, Tapeten, Bettdecke und Badewanne bis zum Fahrrad.

Die Bilder und Blickkontakte vermitteln wiederum die Stimmung des Misstrauens, des gegenseitigen Verdachts, der Ungewissheit. Vertrauen kann es in diesem vergifteten Klima nicht geben.

Freiheit und Verantwortung, sind die großen Fragen, die aufgeworfen werden. Petzold verzichtet aber wohlweislich auf klare Antworten. In diesem unübertrefflichen Mix aus glasklarer Erzählung und großer Offenheit liegt eine der großen Stärken dieses Films, zu dem sich der deutsche Regisseur von Howard Hawks´ Klassiker „To have and have not“ inspirieren ließ. Die Handlung hat er zwar von der Karibik in die DDR verlegt, doch hier wie dort geht es um einen Mann und eine Frau, die sich gegenseitig misstrauen. Ist trotzdem eine Beziehung zwischen ihnen möglich?

Über die Wertschätzung der gegenseitigen fachlichen Kompetenz ändert sich langsam etwas im Umgang miteinander – aber immer bleibt der Film in der Schwebe: Was ist Taktik von Andre, was echte Sympathie? Am Ende steht ein Blickkontakt und etwas scheint möglich, aber nichts ist festgeschrieben.
(Walter Gasperi)

 

       

Kritiken

National International
- Claudia Schwartz für nzz.ch - Fritz Göttler für sueddeutsche.de
- Cornelis Hähnel für cineman.ch - Georg Sesslen für taz.de
- Julia Stache für outnow.ch - Verena Lueken für faz.net
  - Wenke Husmann für zeit.de
   
Offizielle Website Verleiher
http://barbara-der-film.de Look Now

Kommentare

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