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Delta

Ungarn 2008, 92 Min., OV/df, Regie: Kornél Mundruczó, mit Orsi Tóth, Félix Lajkó, Sándor Gáspár, Lili Monori

Delta

Rezension von Geri Krebs

Der junge Mihail kommt nach Jahren der Abwesenheit in sein Dorf am Ufer eines Flussdeltas zurück, will hier wieder heimisch werden und sich ein Haus bauen. Die Mutter des Mannes, eine verbitterte und vom Leben enttäuschte Frau hat wieder geheiratet, sie lebt mit ihrer Tochter und mit ihrem neuen Mann, einem gewalttätigen Finsterling, zusammen. Das Paar führt eine schmuddelige Dorfkaschemme, wo die - ausschliesslich männlichen – Gäste meistens stumm vor ihrem Glas sitzen, um periodisch den Frust über ihre triste Existenz mit Hochprozentigem hinunterzuspülen.

Es herrscht eine so bedrohliche wie bleischwer lastende Atmosphäre über diesem Ort, und allein die Ankunft einer Person von ausserhalb wirkt schon als Provokation, und wenn diese Person auch noch Initiativgeist zeigt, kann das nur schief gehen. Doch Michail setzt sich über die ungeschriebenen Normen der Dörfler hinweg, beginnt mit dem Bau seines Hauses, treibt dafür – metaphorisch überhöht - einen hölzernen Steg immer weiter in den Fluss hinaus. Als ihm dabei seine Schwester wortlos zur Hand zu gehen beginnt, fängt drüben im Dorf das Gerede an und mit der Unerbittlichkeit einer griechischen Tragödie nimmt eine Katastrophe ihren Lauf.

In ihrer aggressiven Wortkargheit und in ihrem dumpfen Vor-Sich-Hinbrüten erinnern die Figuren von „Delta“ an frühe Filme von Rainer Werner Fassbinder. Auch dort herrschte jenes lastende Schweigen gegenüber „dem Andern“, jene faschistoide Grundstimmung, die beim kleinsten Anlass in offene Gewalt umschlagen konnte. Doch „Delta“ ist weder Sozialstudie noch Geschwisterdrama, vielmehr steht, wie bereits der Titel suggeriert, die Natur mit ihrem Lichtspektakel und ihrer Symphonie an Geräuschen in der grandiosen Flusslandschaft des rumänischen Donaudeltas im Zentrum.

In seiner Langsamkeit erinnert dieser dritte Film des Ungarn Kornel Mundruczó etwas an die Werke seines Landsmannes Bela Tarr. Auch hier werden in schwelgerischen Tableaus und kühnen 360-Grad-Kameraschwenks die unüberschaubaren Weiten stilsicher in Szene gesetzt und verbreiten in ihrer Schönheit eine Atmosphäre kontemplativer Ruhe – ein grösstmöglicher Gegensatz zu einer Stimmung latenter Gewalt, und eine effektvolle visuelle Überhöhung für die Geschichte einer verbotenen Liebe.
(Geri Krebs)

Kritiken

National International
- Isabel Rohr in art-tv.ch - Julien Welter in arte.tv
- Michael Sennhauser in sennhausersfilmblog.ch  
- Andreas Weber in cineast.ch  
- Pascal Blum in zueritipp.ch  
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