La Forteresse
Rezension von Geri Krebs
Wie eine Festung prangt der Gebäudekomplex des Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ) ausserhalb des waadtländischen Städtchens Vallorbe an einem bewaldeten Hang. Das EVZ ist eines von fünf schweizerischen Zentren, wo Asylbewerber (gemäss dem 2006 revidierten Asylgesetz) obligatorisch den Entscheid über ihr weiteres Schicksal abwarten müssen.
Dieser Prozess dauert für den Einzelnen maximal zwei Monate, und genau so lange hat Fernand Melgar im EVZ von Vallorbe gefilmt. Zuvor hatte er während sechs Monaten als Praktikant im Zentrum gearbeitet und so das Vertrauen von Asylbewerbern wie Angestellten in der „Festung“ gewonnen. Das erklärte Ziel von Fernand Melgar war dabei, alle Beteiligten als Menschen zu zeigen, das heisst, die Angestellten des Zentrums sollten nicht nur kalte Funktionsträger, und die Asylbewerber nicht nur statistische Grössen sein. Man mag an dieser Herangehensweise das Fehlen eines klaren eigenen Standpunktes kritisieren, doch der Regisseur will es dem Zuschauer bewusst nicht zu einfach machen und die Komplexität der Asylproblematik von allen Seiten ausleuchten.
Bereits in seinem vorherigen Film, „Exit“, hatte sich Melgar als ein Regisseur gezeigt, der sich weit bis in heikle Sphären vorwagt – und der dabei doch stets den kritisch-distanzierten Blick des genauen Beobachters wahrt. Genau diese Qualität zeichnet auch „La forteresse“ aus. Der Film ist ein berührendes Beispiel dafür, dass es in der Schweiz auch noch Dokumentarfilmer gibt, die sich nicht nur mit Heimatklängen, verstorbenen Dichterfürsten, alternden Jugendbuchautorinnen oder anderen Harmlosigkeiten begnügen, sondern die den Mut und die Energie haben, hinzugehen und hinzuschauen an die Ränder der Gesellschaft und deren politische Brennpunkte.
(Geri Krebs)
Kritiken
- Martin Walder in nzz.ch |
- Thomas Hunziker in filmsprung.ch |
- Christine Stark in medientipp.ch |
- Andreas Scheiner in zueritipp.ch |
Offizielle Website | Verleiher |
www.laforteresse.ch | Look Now! |
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