Le Refuge
Rezension von Irene Genhart
In „Le refuge“ begleitet François Ozon die Schauspielerin Isabelle Carré durch ihre erste Schwangerschaft. Er erzählt dabei eine zärtlich-traurig-hoffnungsvolle Liebesgeschichte.
Immer wieder beschäftigt sich François Ozon in seinen Filmen mit den Bedingtheiten des menschlichen Seins. Dass der Franzose, nachdem er sich mit dem Alleinsein („Sous le sable“), dem Sterben („Le temps qui reste“), den verschiedenen Stadien einer Beziehung („5x2“) und dem Umgang der Eltern mit ihrem behinderten Kind („Ricky“) auseinandersetzte, irgendwann auch mit dem Werden des Lebens beschäftigen würde, war bloss eine Frage der Zeit.
In „Le refuge“ tut er dies nun und zwar erzbodenständig und zugleich wunderschön fiktiv: indem er in der Hauptrolle die tatsächlich schwangere Isabelle Carré präsentiert, gleichwohl aber eine erfundene Geschichte erzählt. Diese nimmt ihren Anfang mit der Liebesnacht eines Junkie-Pärchens in Paris. An deren Ende ist der junge Mann tot. Mousse aber liegt im Spital. Sie sei schwanger, sagt der Arzt und er werde, falls sie das Kind behalten möchte, gerne helfen. Just dies aber wollen die Eltern von Mousses Freund nicht. Ergo zieht sich Mousse zurück in ein Haus am Meer und durchlebt da abgeschnitten von ihren Freunden, aber liebevoll umsorgt von Nachbarn ihre Schwangerschaft. Eines Tages erhält sie Besuch vom Bruder ihres toten Freundes. Paul ist homosexuell und unterwegs nach Spanien. Obwohl Mousse Paul vorerst die kalte Schulter zeigt und er nebenher eine Affäre hat, kommen sich die beiden näher.
Von stiller Melancholie, gleichwohl aber hoffnungsvoll ist „Le refuge“ und - so wie die meisten Ozon-Filme - auch von einer faszinierenden Feinfühligkeit. Grossartig, sensibel und in ihrer zunehmend üppigeren Körperlichkeit betörend schön ist Isabelle Carré als Mousse, und Louis-Ronan Choisy verkörpert den sensibel-kultivierten Mann derart charmant, dass man sich als Zuschauerin auf der Stelle in ihn verguckt. Und ist man am Schluss von „Le refuge“ vielleicht ein bisschen erstaunt über das harsche und nicht wirklich glückliche Ende, so weiss man eines doch gewiss: Die Welt wäre eine bessere, wenn die Männer, so wie Paul, den Frauen, wenn sie traurig sind, bisweilen einfach ein wenig auf dem Klavier vorspielen würden.
(Irene Genhart)
Kritiken
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www.lerefuge-lefilm.com | Frenetic Films |
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