Le premier jour du reste de ta vie
Rezension von Walter Gasperi
Fünf Tage zwischen 1988 und 2000 pickt Rémi Bezançon heraus um von Glück und Freuden, Sorgen und Nöten einer fünfköpfigen französischen Familie zu erzählen. Da droht am Beginn der Auszug des ältesten Sohnes die Familie zu zerreissen, dann steht der zweite Sohn im Mittelpunkt, der nicht so recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll.
Wie gleitende Steadycamfahrten seine Verträumtheit vermitteln, so kehrt eine unruhige Handkamera die Zerrissenheit der Tochter, die im Teenageralter völlig abzustürzen droht, nach außen. Weil von Episode zu Episode die Perspektive wechselt, und am Ende auch noch auf Vater und Mutter mit ihren Ängsten vor dem Altern und dem Schwinden der Attraktivität sowie gesundheitlichen Sorgen fokussiert wird, kommt kein Familienmitglied zu kurz.
Bezançon verknüpft die einzelnen Episoden so locker und leicht, dass einem die Versuchsanordnung, die dahinter steckt, gar nicht bewusst wird. Wie aus einem Guss kommt dieser facettenreiche Familienfilm daher, der schon während des Vorspanns mit Super-8-Filmen und Fotos aus dem Familienalbum eine Natürlichkeit und Nähe zu den Figuren entwickelt, die den Zuschauer für die ideal besetzten fünf Protagonisten einnimmt. Punktgenau trifft Bezançon das Leben, weil sein Blick für das Alltägliche genau ist und er bestechend das Leichte mit dem Schweren zu verbinden versteht. Wenn am Ende Asche im Meer verstreut wird und mit einem Rückgriff zum Anfang mit Familienfotos und –filmen nochmals die Familie gefeiert wird, dann verliert sogar der Tod seinen Schrecken und erscheint als integraler Bestandteil eines Lebens, dessen verrinnende Zeit, die auch durch den superben Soundtrack mit zeitgenössischen Hits zum Ausdruck kommt, freilich genützt werden will und muss.
(Walter Gasperi)
Kritiken
National | International |
- Patrick Heidmann in cineman.ch | - Martina Scheffler in tagesspiegel.de |
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