Öndög
Filmkritik von Dominic Schmid
Möchte man den Rhythmus eines Films mit der Atmung vergleichen, wäre jene von Öndög so langsam und gleichzeitig so tief, dass sie kaum einer menschlichen entsprechen würde. Das gilt nicht nur für die Abfolge seiner Bilder, die grösstenteils zwischen extremen und moderaten Totalen variieren, sondern auch für seinen Umgang mit Zeit.
Der Film besteht aus kaum mehr als zehn längeren Sequenzen, in denen innerhalb unermesslicher Landschaften gleichzeitig alles und nichts passiert. Die thematischen Kontraste von Öndög sind so gross wie jener zwischen der endlosen mongolischen Steppe und dem tausendfarbigen Himmel, mit dem Horizont als messerscharfer Trennlinie. Dazwischen treffen Tradition auf Moderne, Himmel auf Erde, Feuer auf Kälte, Leben auf Tod. Das alles vermittelt der chinesische Regisseur Wang Quan’an mit einer poetisch-modernen Bildsprache, für die das aktuelle Weltkino kaum Vergleiche bietet. Es gibt Fahrten in die Landschaft hinein, aber ohne ein Näherkommen, horizontale Kameraschwenks, die vergeblich versuchen, das Geschehen zu erfassen, sowie Schnittfolgen, die sich mehr an den Himmelsrichtungen orientieren als an den Figuren. Öndög ist ein wundersames Rätsel von einem Film.
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