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Once Upon A Time in Anatolia - Bir Zamanlar Anadolu'da

TRK 2011, 157 Min., OV/df, Regie: Nuri Bilge Ceylan, mit Muhammet Uzuner, Ylimaz Erdogan, Taner Birsel

Once Upon A Time in Anatolia - Bir Zamanlar Anadolu'da

Pressetext

Irgendwo in Anatolien. Es ist Nacht, und eine Gruppe von Leuten ist im Dunkel auf der Suche nach einem Tatort. Ein Mann soll umgebracht worden sein.

Der Untersuchungsrichter will Fakten und Klarheiten, die Polizei betreut die Verdächtigten, ein Arzt soll die Obduktion vornehmen. Wo nur ist der Körper begraben? Vor uns enfaltet sich ein Krimi in Zeitlupe, hinein choreografiert in die Landschaft und in die Nacht. Über die Figuren erzählt sich das Leben hier, weit weg von allem und mittendrin. Aus dem Dunkel der Nacht tauchen ihre Geschichten an den Tag, ihre kleinen Dramen und das, was die Region prägt und andere abgeschiedene Flecken auf diesem Planeten. Nuri Bilge Ceylan zeigt uns, was in seiner Heimat im Verborgenen schlummert und wie wenige Sätze unter Umständen erhellend sein können. Die «Comédie humaine» hat er in halluzinierenden Nachtaufnahmen festgehalten.

Aus dem Dunkel ans Licht
Was ist ein Krimi? Das Onlinelexikon sagt: «Bei einem Krimi geht es in der Regel um ein Verbrechen, meist einen Mord oder ein sonstiges rechtlich schweres Vergehen, das den Leser, Hörer oder Zuschauer in Spannung versetzen soll. Mehrheitlich spielt ein Kommissar, ein Detektiv oder eine andere Hauptperson die Rolle des Ermittlers. In dieser Rolle findet er den eigentlichen Grund des Geschehens – häufig mit Zwischenfällen – heraus und entdeckt den Täter. Realistische Handlungsorte und gesellschaftliche Situationen, das heisst, die Anpassung an die jeweiligen historisch-gesellschaftlichen Bedingungen seiner Entstehungszeit, sind weitere Punkte, die Krimis gemeinsam haben.»

Once Upon A Time in Anatolia vom türkischen Fotografen und Filmemacher Nuri Bilge Ceylan (Uzak) erfüllt alle diese Grundanforderungen eines Krimis, und dennoch überrascht uns der Film, weil er sich gegen alle gängigen Muster sträubt. Da war eine Tat, da sind die Täter und da läuft die Suche nach dem Opfer. Wir sehen, oder besser: Wir erfahren die Suche im Dunkeln. Aber die Spannung, das, was uns in diesem Krimi in Zeitlupe in Bann halten kann, sind nicht irgendwelche hektischen äusseren Ereignisse oder das schlaue Gebahren eines Kommissars, der den Überblick hat. Bei diesem Krimi sind die Zwischenräume und die Zwischenzeiten nicht ausgespart, wir sind mitten drin in der Suche nach der Wahrheit. Und wir merken bald einmal, dass die Suche nach dem Opfer viel stärker als gewohnt eine Betrachtung der Situation ist, in der die Tat geschehen konnte, der Umstände, die sie möglich machten und der menschlichen Rätsel, die sie und das Ganze in sich birgt. Der Komissar hat ein krankes Kind zuhause, der Arzt ist geschieden, der Polizist kämpft mit der Ungeduld, der Staatsanwalt versteckt sich vor Fakten. Die Magie dieses Filmes und die Erzählkunst von Nuri Bilge Ceylan entfalten sich von innen heraus in einer Art bewegter Beschaulichkeit. Wenig geschieht im Sinne von äusserlicher Aktion, viel erhellt sich aufgrund des Geschehens und über die Äusserungen der einzelnen Figuren. Am Ende ist viel weniger wichtig, wer genau hinter der Tat steckt als warum sie möglich wurde und wer alles was zu verbergen hat. Ceylan will von der Rätselhaftigkeit seiner eigenen Heimat erzählen, ohne dass er die Rätsel alle lüften könnte und möchte. Im Gegenteil: Er bewahrt einige bravourös. Von ungemeiner Schönheit und Dichte sind die Nachtaufnahmen von Kameramann Gökhan Tiryaki, in denen auch der Wind zu uns sprechen kann. Diese feinen Abstufungen in den Tönen und Lichtspielen bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Eine Sinnesreise also auch.
(Walter Ruggle)

     

Kritiken

National International
- Simon Eberhard für outnow.ch - Nino Klingler für critic.de
- Rolf Breiner für cineman.ch - Dan Fainaru für screendaily.com
  - Justin Chang für variety.com
   
Offizielle Website Verleiher
www.nbcfilm.com Trigon

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