Opération Libertad
Rezension von Doris Senn
Im April 1978 überfallen Mitglieder der „Groupes Autonomes Révolutionnaires“ eine Zürcher Bank. Ziel ist, das Finanzinstitut als Handlanger des Imperialismus zu entlarven – doch es kommt anders…
„Opération Libertad“ lässt uns eintauchen in die ausgelassene Geburtstagsfeier für „Charlie“, die 20 wird. Punkmusik, Hasch, und auf dem Geburtstagskuchen ein Anarcho-Stern: „Opération Libertad“ zeichnet den Alltag einer Gruppe junger Erwachsener in den 1970er Jahren, die sich als revolutionäre Zelle konstituieren und unversehens in den Terrorismus abdriften.
Als Ich-Erzähler und Off-Kommentator fungiert Hughes – ein Mann in den Fünfzigern –, der seiner jungen Tochter endlich zeigen möchte, dass er nicht der unpolitische „Kapitalist“ ist, für den sie ihn bislang hält. So präsentiert er ihr (und uns) bislang unter Verschluss gehaltene Videobänder aus seiner Zeit als junger Erwachsener, in denen er das Leben und die Aktivitäten eines klassenkämpferischen Grüppchens – Virginie, Charlie, Guy, Markos und Baltos – teilte und auf Video festhielt. Inklusive ihren Versuch, eine Bank zu überfallen und so in die Geschichte der Revolution einzugehen. Ebendieser Überfall der sechs endet jedoch im Desaster: Die Gruppe zerbricht an sich und ihrer fruchtlosen Tat.
Zahlreiche Vorbilder
Der Westschweizer Nicolas Wadimoff, der zusammen mit Jacob Berger das Drehbuch schrieb, machte sich einen Namen mit politischen Dokumentar- („Aisheen – Still Alive in Gaza“) und Spielfilmen („Clandestins“). Mit „Opération Libertad“ betritt er nun Neuland, indem er die beiden Genres in einer Art Mockumentary verbindet: Das Grüppchen und seine Tat sind Fiktion – könnten sich aber durchaus so ereignet haben. Das bewies etwa der Dokfilm „Do it“ (2000) von Sabine Gisiger und Marcel Zwingli über einen Schweizer Topterroristen, der 1970 als 16-Jähriger in Zürich in den revolutionären Untergrund ging. So blauäugig die Protagonisten in „Opération Libertad“ oft wirken und agieren – vor dem Hintergrund jener Tatsachen zeigt sich, dass manchmal auch das Unglaubliche wahr sein kann.
Doch „Opération Libertad“ muss sich auch mit einer Reihe Filmen messen, welche jüngst die „bleiernen Jahre“ thematisierten und sich dabei auf authentische Figuren und Geschehnisse beriefen. So etwa Christian Petzolds brillanter „Die innere Sicherheit“ (2000) oder „Die fetten Jahre sind vorbei“ (2004) von Hans Weingartner – aber auch „Der Baader Meinhof Komplex“ (2008) von Uli Edel. Stipe Erceg – der in „Opération Libertad“ den Marko spielt – scheint nunmehr ein Abo auf die Zeit und die Rolle als Jungterrorist gelöst zu haben, wirkte der Darsteller doch auch in den beiden letztgenannten Titeln mit.
Irritation bleibt zurück
In diese Reihe nun fügt sich Wadimoffs Film: Brillante Schauspieler/innen kreieren eine ebenso intensive wie spannungsreiche Atmosphäre, veranschaulichen einen Alltag zwischen Aufbegehren und Scheitern an den eigenen Postulaten, während ein stilechtes Setting samt Musik das Flair jener Zeit wiederaufleben lässt. Und doch: Vieles hat man so schon gesehen. Kommt noch dazu, dass sich der Film – losgelöst von realen Geschehnissen – nicht ganz sicher scheint, ob er sich nun als Parodie oder als Drama verstanden haben möchte – und lässt den Zuschauer diesbezüglich irritiert zurück.
Kritiken
National | International |
- Andrea Wildt für cineman.ch | - Lee Marshall für screendaily.com |
- Bericht von DRS2aktuell | - Jordan Mintzer für hollywoodreporter.com |
- Rob Nelson für variety.com | |
Offizielle Website | Verleiher |
www.operation-libertad.com | Filmcoopi |
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