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They Shall Not Grow Old

GB 2018, OV/df, 99 Min., Regie: Peter Jackson, Dokumentarfilm

They Shall Not Grow Old

Filmkritik von Daniel Eschkötter

Er ist als Schock kalkuliert, jener Moment in Peter Jacksons Found-Footage-Film They Shall Not Grow Old in der 25. Minute: Das Bildformat weitet sich von einem «Archiv» brüllenden 1:1,33-Format mit abgerundeten Ecken zum Cinema­Scope-Seitenverhältnis 1:2,39, die Bilder werden farbig, die Menschen in ihnen beginnen sich «natürlich» zu bewegen, und auf der Tonspur fügt sich zu Erzählstimmen aus dem Off ein Synchronton, der die Geschützfeuer, den Lärm der Front, die Stimmen der Soldaten mit den Bildern in Deckung bringt.

Es ist der Moment der Ankunft der Soldaten des Britischen Empire an der Westfront, in Frankreich und Belgien, im Krieg gegen das Deutsche Kaiserreich, dem Great War, wie der Erste Weltkrieg in den Geschichten Grossbritanniens firmiert.

Peter Jacksons Film zum hundertjährigen Jubiläum des Kriegsendes nimmt den Weg von den Dokumenten zum lebendigen Monument, vom Archiv­material der BBC und des Imperial War Museum (IWM), in dessen Auftrag der Film entstanden ist, zu einer Breitwandreanimation des Frontgeschehens im Dienst einer eben monumentalen Vergegenwärtigungsanstrengung. Was dies technisch und historiografisch bedeutet, lässt sich in Anekdoten filmarbeiterischen Heldentums nachlesen: state of the art-Technologie, um das heterogene historische Newsreel-Material zu vereinheitlichen und in 3D und 4k zu animieren; Einsatz von forensischen Lippenleser_innen, um die Frontsoldaten hörbar zu machen; Ortsbegehungen in Belgien, um die Farbpalette Flanderns zu emulieren. Aber die spektakuläre Blickweitung geht natürlich mit einer nicht minder gewaltigen Blickverengung einher. Nicht nur jener üblichen, die den Ersten Weltkrieg auf die britischen Kampfhandlungen an der französisch-belgischen Frontlinie reduziert. Oder der nicht minder notorischen, die zwar unter den Stimmen der Veteranen auch solche von anderen British-Empire-Kampfverbünden hörbar macht, die sogenannten Kolonialsoldaten aber konstitutiv fehlen lässt. Dass «World War I», in der britischen (vor allem englischen) Erinnerungskultur als der grosse Krieg weiterleben kann, geht mit solchen Kollateralschäden einher.
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Kritiken

National International
- Marion Löhndorf für nzz.ch - Guy Lodge für variety.com
- Hans Jürg Zinsli für tagesanzeiger.ch - Stephen Dalton für hollywoodreporter.com
- Gaby Tscharner für cineman.ch - Ben Kenigsberg für nytimes.com
- Walter Gasperi für film-netz.com - Scout Tafoya für rogerebert.com
   
Verleiher
Warner Bros.

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