Annette
Streaming - Release: 22.4.22 auf filmingo.ch
Filmkritik von Philipp Stadelmaier
Annette von Leos Carax ist ein schöner Film, aber er wäre noch schöner, wenn nicht die ganze Zeit über musiziert und gesungen würde. Es sei denn, man ist ein grosser Fan der Sparks, die für Carax Drehbuch und Score schrieben. Herausgekommen ist jedenfalls ein (Rock-)Musical, in dem Carax eine Welt des reinen, kalten und verallgemeinerten Spektakels besingt, eine Welt, aus der jeder Lyrismus verschwunden zu sein scheint – und das auf ungeheuer lyrische Art und Weise.
Also ein Musical. Man braucht dazu, und Carax zeigt es von der ersten Szene an, Leute, die Musik spielen (die Sparks in einem Studio), und jemanden, der sie mixt (er selbst, in einem Tonstudio, in Gesellschaft seiner Tochter). Man braucht Sängerinnen und Schauspieler, die sie singen und verkörpern und die wir in einer langen Plansequenz abfangen, wie sie das Studio verlassen, raus auf die Strassen gehen. Da wäre einmal Henry, gespielt von Adam Driver, ein Stand-up-Comedian, und Marion Cotillards Ann, eine Opernsängerin. Zwei Stars, die ein Liebespaar sind. Sie besteigt eine Limousine, die sie zur Oper bringt; er setzt sich auf sein Motorrad und rast zu seiner allabendlichen Show. Wie ein Boxer im Bademantel bereitet er sich auf seinen Auftritt vor, zerdrückt Bananen im Aschenbecher und schlurft auf die Bühne, wo er sein Publikum mit geschmacklosen Zoten zum Lachen zwingt, als würde er es kitzeln, was durch einen mechanisch-stechenden «Ha-ha-ha»-Gesang hervorragend zur Geltung kommt. «I killed them», sagt Henry später zu Ann, die, ganz ätherische Diva, ihm antwortet: «And I saved them».
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