Bad Luck Banging Or Loony Porn
Streaming - Release: 7.5.22 auf filmingo.ch
Filmkritik von Walter Gasperi
Ein privater Pornofilm einer Lehrerin gerät ins Internet und löst heftige Proteste der Eltern der Schüler*innen aus. – Das ist der Grundplot von Radu Judes Satire, doch der Rumäne nutzt diese in seinem wilden Bastard von einem Film, der heuer bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, zu einem bissigen Generalangriff auf die Verhältnisse in seinem Heimatland.
Dass Radu Jude das Publikum nicht schonen wird, macht schon der Einstieg mit einem Amateur-Porno klar: An Explizitheit lassen die Bilder, in denen sich die Lehrerin Emi (Katia Pascariu) und ihr Mann gegenseitig beim Sex filmen, nichts zu wünschen übrig. Kontrastierend unterlegt ist dem Hardcore-Amateurvideo eine Instrumentalversion von "Lilli Marleen". Weil dieses Video, das das Paar auf einen ausschließlich Erwachsenen vorbehaltenen Kanal hochlud, dann doch auf einer öffentlichen Pornoseite landete und von Emis Schüler*nnen entdeckt wurde, ist die Lehrerin nun in der Bredouille.
Von dieser Eröffnung ausgehend diskutiert Jude in drei Teilen, was denn im heutigen Rumänien – und wohl in der westlichen Welt im Allgemeinen – wirklich öbszön ist und fragt nach den Grenzen von Privatheit und Öffentlichkeit.
Im ersten Teil, der den Titel "Einbahnstraße" trägt, folgt der Rumäne seiner Protagonistin beim Fußweg durch Bukarest von ihrer Wohnung zur Schule. In langen Schwenks nützt Jude diesen Weg, um in dokumentarischen Aufnahmen ein Bild der rumänischen Hauptstadt zwischen verfallenden Fassaden, Baustellen und großflächigen sexuell aufgeladenen Werbeflächen zu zeichnen. Sichtbar wird dabei in einem Streit, der sich in der Schlange einer Supermarktkasse entwickelt, im Disput zwischen Emi und einem Autofahrer, der sein protziges SUV auf dem Gehsteig geparkt hat, oder wenn ein aggressiver Autofahrer einen Fußgänger niederfährt nicht nur die explosive Stimmung, sondern dass Sexualausdrücke bei den Beschimpfungen dominieren.
Als einer der ersten Filme der Corona-Pandemie erweist sich "Bad Luck Banging and Loony Porn" dabei auch dadurch, dass hier alle Menschen Masken tragen. Gedreht hat Jude seinen Film nämlich im Sommer 2020, doch Corona ist im Grunde kein Thema, heizt allerdings die gespannte Stimmung zusätzlich an.
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