Gianni e le donne
DVD - Release: 23.2.2012
Rezension von Geri Krebs
Nach „Pranzo di Ferragosto“ hat Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Gianni di Gregorio erneut einen kleinen Film um die Figur des alternden Muttersöhnchens Gianni gebaut – nicht gerade ein Sequel, aber doch sehr nahe beim Vorgänger.
Bis 2008 war Gianni di Gregorio ausserhalb Italiens praktisch unbekannt. Zwar hatte er an der „Accademia di Arti Sceniche“ in Rom Schauspiel und Regie studiert und abgeschlossen und war in den 1970er Jahren in diversen italienischen Theaterprojekten tätig gewesen und hatte sich in den 1980er Jahren als Autor von Filmdrehbüchern einen Namen gemacht.
Von „Gomorra“ zu „Pranzo di Ferragosto“
Doch es war dann Matteo Garrone, durch den di Gregorio internationale Bekanntheit erreichte. Der Regisseur von „Gomorra“ war es, der den 1949 in Rom geborenen di Gregorio - den er schon bei früheren Filmen als Regieassistenten verpflichtet hatte – als einen von sechs Drehbuchautoren für die filmgerechte Umarbeitung einer Episode aus Roberto Savianos Sachbuch-Bestseller über die neapolitanische Camorra gewinnen konnte. Der Grosserfolg von „Gomorra“ brachte es dann mit sich, dass im Jahr darauf „Pranzo di Ferragosto“, Gianni di Gregorios erster eigener Film, mit dem Verkaufsetikett „einer der Drehbuchautoren von ‚Gomorra’“ lanciert wurde. Dabei hatte die nette kleine Geschichte vom etwas linkischen und allein stehenden Gianni, der mit seiner greisen Mutter in einem grossen Haus am Rande von Rom lebt und dem es wegen seines schlitzohrigen Hausverwalters plötzlich drei weitere Greisinnen ins Haus schneit, so rein gar nichts mit dem verstörenden Furor von Matteo Garrones Sachbuch-Verfilmung zu tun. Doch die autobiografisch angehauchte Story – di Gregorio hatte seine greise Mutter während ihrer letzten zehn Lebensjahre bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 gepflegt – wurde international zu einem Riesenhit, sie fiel genau in jene Zeit, als es im Kino reihenweise Filme mit greisen ProtagonistInnen gab.
Commedia all´italiana
Nun, da der Furor um die Greise und Greisinnen etwas abgeflaut ist, mag sich di Gregorio gesagt haben, er könne nicht mehr die Alten ins Zentrum stellen, aber doch jene Figur seines Namensvetters und alter Ego. Dieser Gianni ist nun im Gegensatz zu jenem von „Pranzo di Ferragosto“ verheiratet und frühpensioniert, hat eine halbwüchsige Tochter, doch die anspruchsvolle und oftmals nervende greise Mutter ist immer noch da. Und sie wird von der gleichen Schauspielerin verkörpert, der inzwischen 95-jährigen Valeria de Franciscis Bendoni, einer rüstigen Dame, die in „Pranzo..“ mit 93 ihr Leinwanddebüt gegeben hatte. Derartige Details sind es, die viel von der Faszination beider Filme ausmachen, denn die Storys sind hier wie dort, gelinde gesagt, dünn.
Doch während in „Pranzo di Ferragosto“ ein unwiderstehlicher improvisatorischer Charme herrschte, ist nun bei „Gianni e le Donne“ das stärker ausgearbeitete Drehbuch an die klassische Commedia all’italiana angelehnt. Wie ein etwas verunglückter Marcello Mastroianni oder Vittorio Gassman stolpert dieser Gianni durch einen Plot, der von ihm verlangt, dass ein Mann seines Standes und in seinem Alter neben der Ehefrau unbedingt auch noch eine Geliebte haben muss. Dabei entstehen durchaus komische und witzige Situationen, die Gianni di Gregorio in seinen besten Momenten mit Qualitäten eines Stand-Up-Komödianten vermittelt, und die das Klischee vom allzeit bereiten Latin-Lover lustvoll zerzausen. Das hat durchaus seinen Reiz, doch bei einem Vergleich mit einem Film von Dino Risi, Mario Monicelli oder Pietro Germi sieht dieser Gianni in mehrfacher Hinsicht alt aus.
Kritiken
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