Air Doll - Kûki Ningyô
Rezension von Andrea Lüthi
Hirokazu Kore-eda lässt in seinem leise-melancholischen Drama eine Gummipuppe lebendig werden und das Leben der Menschen erkunden.
Zu Beginn des Films regnet es in Strömen, Hideo kommt ins erleuchtete Haus, isst mit seiner Frau Nozomi und erzählt von seiner Arbeit. Es wirkt gemütlich. Doch dann schwenkt die Kamera auf Nozomis Gesicht – sie ist eine Gummipuppe. Als Hideo mit Nozomi schläft, wird die Stimmung vollends kläglich; es knarzt und quietscht, das Licht ist kalt.
Eines Tages aber erwacht Nozomi zum Leben, ohne dass Hideo es merkt. Fortan mimt sie abends die starre Puppe, tagsüber erkundet sie heimlich die Welt. In einem DVD-Laden findet sie Arbeit. Hier fühlt sie sich wohl, denn wie sie sind auch die DVDs nur Ersatz. Von ihrem Arbeitskollegen, in den sie sich verliebt, erfährt sie von Geburt, vom Altern und Sterben. Auch darin möchte sie den Menschen gleichen. Die aber sind mit ihrer eigenen Einsamkeit beschäftigt. Dass Nozomi innen leer ist, scheint ihnen nicht aussergewöhnlich. Sie sind es auch, wenn auch auf andere Art. Sie sehnen sich nach Nähe, scheuen aber den Kontakt zu andern – es ist einfacher, allein (oder mit einer Gummipuppe) zu leben. Doch es gibt auch versöhnliche Töne. Als der Puppenmeister Nozomi fragt, ob alles traurig sei, was sie erlebt habe, verneint sie. Obwohl es schmerze, bereue sie nicht, ein Herz zu haben.
Auch dieser Film von Kore-eda ist sanft und still, verstärkt noch durch die zarte Musik mit Flöte, Glocken- und Windspiel, die an das Luft-Thema gemahnt. Duna Bae schlüpft buchstäblich in den Körper einer Gummipuppe; den staksigen Gang, das Erschlaffen und Straffen, wenn Luft entweicht oder zugefügt wird, beherrscht sie meisterhaft. Vor allem aber gibt sie Nozomi eine heitere Naivität und gleichzeitige Melancholie – eine berührende Mischung.
(Andrea Lüthi)
Kritiken
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