Alle Die Du Bist
Filmkritik von Walter Gasperi
Zwischen Liebe und Fabrikarbeit im Braunkohlerevier bei Köln: Michael Fetter Nathansky verbindet in seinem ebenso ungewöhnlichen wie starken Langfilmdebüt realistisches Sozialdrama und poetische Liebesgeschichte, in der auch magische Momente nicht zu kurz kommen.
Beim Vorstellungsgespräch erlitt Paul (Carlo Ljubek) eine Panikattacke. Jetzt hat er sich im Keller der Firma eingesperrt. Seine Partnerin Nadine (Aenne Schwarz) eilt herbei, klettert durch einen Durchschlupf in den Raum, findet dort aber Paul in Gestalt eines mächtigen Stiers, den sie mit ihrem Streicheln beruhigt, bis er sich in ein kleines Kind verwandelt und die Tür öffnet.
Paul ist für Nadine eben keine feste Person, sondern – wie der Titel "Alle die Du bist" schon andeutet – fluide und vielgestaltig. Mal sieht sie in ihm den gleichaltrigen Partner, der sich liebevoll um ihre beiden Kinder kümmert, aber im Berufsleben immer wieder ihre Unterstützung braucht, dann einen wutschnaubenden Stier, ein ängstliches Kind, einen unbekümmerten Teenager oder eine grauhaarige Frau.
Diese Vielgestaltigkeit sorgt nicht nur für magische Momente, sondern lenkt auch den Blick auf die Frage nach unserer Wahrnehmung von anderen Personen. Explizit genauer hinzuschauen fordert Michael Fetter Nathansky, wenn er in einer Szene eine Arbeitskollegin Nadine sogar Geld gibt, damit sie sie endlich einmal wirklich anschaut und nicht an ihr vorbei oder durch sie durchschaut. Wie man an Paul sieht, kann sich dabei aber auch das Bild, das wir von jemandem haben, je nach Situation oder aber im Lauf der Zeit ändern.
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