Chéri
Rezension von Irene Genhart
Paris, Belle Epoque. Die Wirtschaft prosperiert. Die Stadt erblüht. Man tummelt sich in Parks und Museen, besucht Ateliers, vergnügt sich in Cafés und Salons. Mitten im bunten Treiben bilden die Kurtisanen so etwas wie einen eigenen Stand. Eine der angesehensten unter ihnen ist eine gewisse Léa de Lonval, von der es in „Chéri“ so wunderbar süffisant heisst, sie sei „für eine Frau ihrer Profession schon etwas in die Jahre gekommen“.
Ergo denkt sie - von Michelle Pfeiffer berührend luzide gespielt - laut darüber nach, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Doch dann bittet sie ihre Berufskollegin Madame Peloux, ihrem verwöhnten, von allen bloss „Cheri“ genannten, 19-jährigen Sohn Fred den letzten Schliff zum Manne beizubringen. Wieso nicht, meint Léa de Lonval. Doch was auf Mamas Bitte mit einem verspielten Kuss, einem kurzen Erziehungsurlaub beginnt, wandelt sich alsbald in eine leidenschaftliche Affäre. Über sechs Jahre zieht sich diese dahin und es ist schliesslich Mama Peloux die dem unschicklichen Treiben ein Ende setzt, indem sie Fred anderweitig verheiratet.
Von lodernden Gefühlen in Kreisen, in denen Liebe als Ware gilt, erzählt Stephen Frears in seinem nach einem Roman von Colette gedrehten „Chéri“. Der Film ist dialogstark und wurde von Darius Khondji elegant fotografiert. Er verwöhnt mit prächtiger Ausstattung, noch prächtigeren Kostümen. Fred wird gespielt vom adonishaften Rupert Friend, Madame Peloux von der wie immer grandiosen Kathy Bates. Und ich sage: Die Hauptdarstellerin könnte auch nicht Michelle Pfeiffer heissen, „Chéri“ würde noch immer ganz unmittelbar an Stephen Frears 1989 gedrehten wunderschönen „Dangerous Liaisons“ erinnern.
(Irene Genhart)
Kritiken
Offizielle Website | Verleiher |
www.cherithemovie.co.uk | Pathé Films |
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