Compartment No. 6 - Hytti nro 6

FI/RU 2021, OV/df, 107', Regie: Juho Kuosmanen, mit: Seidi Haarla, Yuriy Borisov

Compartment No. 6 - Hytti nro 6

Filmkritik von Walter Gasperi

Auf einer mehrtägigen Zugreise von Moskau nach Murmansk muss sich eine finnische Archäologiestudentin das Abteil mit einem scheinbar ungehobelten und schroffen jungen russischen Minenarbeiter teilen. – Juho Kuosmanen gelang ein in seiner Einfachheit und Zärtlichkeit beglückender Zugfilm, der vor winterlich kalter und trister Kulisse ganz auf die Dynamik menschlicher Beziehungen fokussiert.

Zugreisen haben es an sich, dass man ganz unterschiedliche Leute treffen kann. Ist der Zug dann noch überfüllt, kann man dem Gegenüber kaum entkommen. Man kennt das Setting nicht nur aus Krimis wie "Mord im Orient Express" und Alfred Hitchcocks "Eine Dame verschwindet", sondern auch aus Richard Linklaters Liebesfilm "Before Sunrise". Kommen sich bei Linklater die beiden Protagonist*innen aber rasch näher, ist bei Juho Kuosmanen der Weg dorthin lang.

Eine Abschiedsfeier für die Finnin Laura (Seidi Haarla) von ihrer Geliebten Irina in Moskau und die Ausflüge im Zielort Murmansk bilden den Rahmen, im Zentrum steht aber die Zugfahrt. Mit dem Satz "Es kommt nicht darauf an, wohin man fährt, sondern woher man kommt" und mit den 10.000 Jahre alten Petroglyphen in Murmansk, die der Grund Lauras für die Reise sind, verweist Kuosmanen zwar schon am Beginn auf die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart, doch "Compartment No. 6" fokussiert dann ganz auf der Gegenwart.

Wie der Finne in seinem preisgekrönten zweiten Spielfilm "Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki" die Spielregeln des Boxerfilm mit einem Boxer, der immer wieder verliert, auf den Kopf stellte, so erzählt er hier eine Beziehungsgeschichte, ohne je in die Routinen dieses Genres zu verfallen.

Auf eine dramatische Handlung verzichtet Kuosmanen und konzentriert sich ganz auf die mehrtägige Zugfahrt. Auf dieser muss sich Laura ihr Abteil Nummer 6 mit dem jungen russischen Minenarbeiter Ljocha (Yuriy Borisov) teilen. Sie findet ihn nicht nur angetrunken in ihrem Abteil vor, sondern auch seine schroffen und teils übergriffigen Fragen nerven sie rasch. So schnell wie möglich möchte sie flüchten und das Abteil wechseln, doch da der Zug überfüllt ist, muss sie bleiben.
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Kritiken

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Verleiher
Xenix Film

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