Das weisse Band
Rezension von Irene Genhart
Das unverhoffte Aufbrechen des Bösen inmitten der bieder-braven Normalgesellschaft hat Michael Haneke - erinnert sei nur an „Caché“ (2004), „Funny Games“ (1997), „71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls“ (1993/94), „Benny‘s Video“ (1991/92) - immer wieder beschäftigt. Nie allerdings hat der Österreicher dieses so präzise ergründet, wie in seinem mit der Goldenen Palme gekrönten, meisterhaften „Das weisse Band“.
„Eine deutsche Kindergeschichte“ lautet gebrochen ironisch dessen Untertitel. Der Film spielt anno 1913/14, am Vorabend des Ersten Weltkrieges, im Norden Deutschlands, im Dorf Eichwald. Man ist streng protestantisch, brav, fleissig, ordentlich. Das Sagen haben der Pastor, der Gutsherr, der Arzt; der Rest - Bauern, Frauen, Kinder - hat zu schweigen und zu gehorchen. Doch da gibt es noch den jungen Lehrer. Der kommt von anderswo, getraut sich selbstständig zu denken; aus seiner Sicht wird das Geschehene erzählt.
Es nimmt seinen Anfang damit, dass das Pferd des Arztes eines Tages über einen hinterrücks gespannten Draht stolpert. Das Tier muss man notschlachten, den Arzt ins Krankenhaus bringen. Im Dorf indes häufen sich in der Folge die ungeheuerlichen Ereignisse. Der behinderte Sohn der Hebamme wird gefoltert, eine Scheune geht in Brand auf, am Erntedankfest wird der Sohn des Gutsherrn entführt... Derweil die Polizei im Dunkeln tappt, hegt der Lehrer einen Verdacht, den öffentlich zu äussern ihm der Pastor dringend abrät.
In gravitätischem Schwarz-Weiss, ohne einen Takt undiegetischer Musik, bis zur kleinsten Kinderrolle grandios besetzt und grossartig gespielt kommt „Das weisse Band“ daher. Das ist eine packende, das schwärende Unbehagen in beklemmenden Bildern von subtil-trutziger Schönheit präsentierende Gesellschaftsstudie, die sich durchaus auch als Parabel auf den Ursprung des Faschismus deuten lässt.
(Irene Genhart)
Kritiken
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www.dasweisseband.x-verleih.de | Filmcoopi |
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Toller
Claudine75
Montag, 12. Februar 2018 13:40:28