Effi Briest
Rezension von Andrea Lüthi
Auf Drängen ihrer Mutter heiratet die junge Effi den Baron von Innstetten, ohne ihn richtig zu kennen. Am neuen Wohnort fühlt sie sich einsam und rettet sich bald in eine Affäre mit dem Lebemann Major Crampas. Aber Jahre später kommt alles ans Licht.
Fontanes Roman ist dicht an Bildern und Anspielungen, die auf Effis Zustand und die Spannung zwischen Natur und Ordnung, Gesellschaft und Individuum hindeuten. Anders als Rainer Werner Fassbinder 1974 in „Fontane Effi Briest“ versucht Hermine Huntgeburth nicht, Fontanes Sprache filmisch umzusetzen. Sie bleibt zwar dicht an der Romanvorlage, wo man aber bei Fontane zwischen den Zeilen lesen muss, wird sie konkret; etwa bei der Affäre zwischen Effi und Crampas. Der Verzicht auf Unterschwelliges macht Effi fassbarer, aber auch eindimensional – das liegt jedoch nicht an Julia Jentsch, die Effis überbordende Gefühlswelt facettenreich wiedergibt.
Die überraschendste Änderung folgt am Ende: Effi lässt sich von der Gesellschaft nicht zugrunde richten; sie begehrt auf. Das ist erfrischend und kühn. Doch ist Effis Wandel abrupt und wenig nachvollziehbar. Huntgeburth strebte einen zeitgemässen Schluss an und rückt damit die ganze Thematik in die moderne Zeit. Doch bleibt der Film im Realismus verhaftet, ohne Bezug zur Gegenwart. Inwiefern die heutige Gesellschaft auf das Individuum einwirkt, ist eine interessante Frage. Um ihr aber Gewicht zu verleihen, hätte der Film sich stärker von der Romanvorlage wegwagen müssen.
(Andrea Lüthi)
Kritiken
Offizielle Website | Verleiher |
www.effi.film.de | Pathé Films |
Kommentare
Bitte melden Sie sich Logan oder registrieren Sie sich um kommentieren zu können.