Eldorado
Rezension von Stefan Volk
„Wenn ich nicht Jesus Christus bin, soll mich auf der Stelle der Blitz treffen“, sagt der weissbärtige Hippie im Prolog zu Bouli Lanners’ „Eldorado“. Und fügt dann noch hinzu, er habe aber nicht vor, sich wieder ans Kreuz schlagen zu lassen. Danach verschwindet er. Und kehrt nicht wieder. Eins ist nach diesem Auftritt aber schon mal klar, die Zuschauer dürfen sich auf Aussergewöhnliches gefasst machen.
Cool und skurril geht es zu. Hinterm Steuer eines Amischlittens hockt ein Typ Marke „Big Lebowski“ (Bouli Lanners selbst), und Country-Rock dröhnt aus den Boxen, als hätte es die Coen-Brothers nach Wallonien verschlagen. In der nächsten Einstellung versucht dieser „Lebowski“, der in Belgien Yvan heisst, mit einem Hockeyschläger einen Einbrecher (Fabrice Adde) zu verscheuchen, der sich unterm Bett verkrochen hat. Als er sich davonmachen will, fällt Elie, der Dieb, aber derart böse auf die Schnauze, dass jetzt sogar Yvan Mitleid mit ihm bekommt. Es dauert nicht lange, da sitzen beide nebeneinander in Yvans Auto und fahren durch halb Belgien zu Elies Eltern. Unterwegs entpuppt sich Elie als Junkie auf Entzug, der mit seiner sanften, schüchternen Art Yvans väterlich-brüderliche Instinkte weckt.
„Eldorado“, der Quinzaine-Gewinner von Cannes 2008, ist ein unterhaltsames, schön fotografiertes Roadmovie voller bizarrer Einfälle und kurioser Gestalten – vom nackten Pannenhelfer bis zum hellsichtig-nekrophilen Autosammler –, das an den richtigen Stellen auch melancholisch und nachdenklich wird. Ein komischer Film mit knackigem Sound und poetischem Herzen.
(Stefan Volk)
Kritiken
Offizielle Website | Verleiher |
www.eldorado-derfilm.de | Arthouse Commercio Movie AG |
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