Flee

DK/FR/SE/NO/US/SI/EE/ES/IT/SF 2021, OV/df, 93', Regie: Jonas Poher Rasmussen, mit Rashid Aitouganov, Animation, Dokumentarfilm

Flee

Filmkritik von Walter Gasperi

25 Jahre nach seiner Flucht aus Afghanistan erzählt ein in Dänemark lebender Akademiker einem befreundeten Filmemacher endlich die wahre Geschichte seiner Flucht und seines Lebens: Vielfach preisgekrönter, durch die persönliche Perspektive bewegender Animationsfilm, der durch eingeflochtenes Archivmaterial seinen dokumentarischen Charakter unterstreicht.

Seit 25 Jahren lebt der 36-jährige Amin in Dänemark, doch aus Angst abgeschoben zu werden hat er nie über sein wahres Leben gesprochen, sondern hat sich eine falsche Identität aufgebaut. Wie in einer Therapiesitzung öffnet er sich nun dem Filmemacher Tobias, den er einst als Jugendlicher in einem Zug kennengelernt hat, und ringt sich durch die wahre Geschichte seiner Flucht zu erzählen.

Als Vorlage für den Film diente das Schicksal eines Freunds von Regisseur Jonas Poher Rasmussen. Um diesen zu schützen, war aber die Bedingung ihn durch Animation zu anonymisieren und das Pseudonym Amin Nawabi zu schaffen. Immer wieder macht Rasmussen nicht nur den Interviewcharakter bewusst, wenn er Amin direkt in die Kamera seinem Gegenüber Tobias erzählen lässt, sondern mit Filmklappe auch, dass Tobias hier einen Film dreht. „Flee“ erzählt so quasi auch die Geschichte seiner eigenen Entstehung, denn lange Gespräche mit dem realen Amin dienten Rasmussen als Grundlage für seinen unter anderem für drei Oscars nominierten Animationsfilm.

Mit einfachen, handgezeichneten Bildern schildert Rasmussen nicht nur das Leben des Jungen Amin im Afghanistan der frühen 1980er Jahren, sondern auch sein heutiges Leben in Dänemark. Die glückliche Kindheit mit Volleyballspiel und Drachensteigen oder Erzählungen der älteren Schwestern wird dabei verstärkt durch zeitgenössische Pop-Songs wie den Aha-Hit „Take on Me“ oder später „Joyride“ von Roxette.

Wie „Flee“ mit der Coming-of-Age-Geschichte und diesen musikalischen Kommentaren an Marjane Satrapis „Persepolis“ erinnert, so scheint die Einbindung von kleinformatigem Archivmaterial vom Finale von „Waltz with Bashir“ inspiriert. Packend verankert Rasmussen mit diesen authentischen Bildern die persönliche Geschichte im gesellschaftlichen und politischen Hintergrund, schafft ein Gefühl für die Stimmung der Zeit und verstärkt damit auch den dokumentarischen Charakter. Nicht nur der Afghanistankrieg der 1980er Jahre wird so in Erinnerung gerufen, sondern mit Bildern des Fährschiffs Estonia, in dem 1994 64 kurdische Flüchtlinge fast erstickten, auch die skrupellosen Methoden der Schlepper.
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Kritiken

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