Gainsbourg
Rezension von Bettina Spoerri
Der Comiczeichner Joann Sfar legt mit seinem Regiedebüt ein eigenwilliges Biopic über die erotische und künstlerische Symbolfigur Serge Gainsbourg vor.
Serge Gainsbourg: Zu diesem Namen fällt wohl jedem zuerst das lustvolle Seufz- und Stöhn-Duett von „Je t‘aime… moi non plus“ ein. Das Leben von Lucien Ginsburg, wie der französische Chansonnier ursprünglich hiess, bietet viel explosiven Stoff für ein Biopic, denn nicht nur mit seiner provokativen Liedkunst, sondern vor allem auch mit seinen Eroberungen von Brigitte Bardot, Juliette Gréco und Jane Birkin erregte das enfant terrible immer wieder von neuem die Fantasien des Publikums.
Der junge französische Regisseur und Comiczeichner Joann Sfar zeigt in seinem mit einzelnen Animationselementen und Masken-Figuren durchsetzten Spielfilm Serge Gainsbourg als einen von Selbsthass getriebenen Mann, der seine „gueule“ („Fresse“), wie er sie nannte, verabscheute, dennoch aber auf das weibliche Geschlecht eine offenbar beinahe unwiderstehliche Magnetwirkung ausübte.
Mittels ironisierender Stilisierung demontiert Sfar die künstlerische und erotische Symbolfigur Frankreichs, indem er biografische Stationen – die Kindheit als jüdischer Junge im besetzten Frankreich (gespielt von Kacey Mottet Klein), seine Begegnung mit Boris Vian und die Anfänge seiner Karriere, die Drogenabstürze, seine zahlreichen Affären – aus ungewöhnlichen Blickwinkeln beleuchtet.
Doch trotz Eric Elmosninos intensiver Darstellung der erwachsenen Titelfigur wird diese eigenwillige Interpretation der komplexen, bitteren Tragik des Stars zu wenig gerecht – zu monokausal begründet bleiben die Verkörperungen seiner seelischen Ängste, zu plakativ und deshalb selten wirklich berührend seine Verzweiflungsexzesse.
(Bettina Spoerri)
Kritiken
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www.gainsbourg-lefilm.com | Pathé |
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