Novemberkind
Rezension von Stefan Volk
Soldaten halten Trabis an, lassen sich Papiere zeigen, öffnen Kofferräume. Vom Strassenrand aus beobachtet eine junge Frau, Anne, das Geschehen. Später wird sie dem flüchtigen Russen, nach dem in dieser Szene gefahndet wurde, Unterschlupf gewähren. Dann verlieben sich beide ineinander. Im November fliehen sie über die Grenze. Anne lässt ihr fieberndes Baby zurück. Dieses in satte Farben getauchte DDR-Szenario bildet in Christian Schwochows Kinodebüt den Ausgangspunkt für die eigentliche Geschichte, die in der Gegenwart spielt.
Im Zentrum steht auch hier eine junge Frau. Inga (Anna Maria Mühe) ist Annes Tochter, wuchs bei den Grosseltern auf und glaubt ihre Mutter tot, bis eines Tages Robert (Ulrich Matthes), ein dubioser Literaturprofessor aus Konstanz, auftaucht und behauptet, Anne lange nach ihrem angeblichen Tod getroffen zu haben. Völlig verwirrt beschliesst Inga daraufhin, sich gemeinsam mit Robert auf die Suche nach ihrer Mutter zu machen.
Romanze, Roadmovie, Psychostudie und (national)historisches Drama: „Novemberkind“ jongliert mit vielen Erzählebenen und wirkt dabei nicht immer souverän. Um die Kontrolle zu bewahren, flüchtet sich das Drehbuch, das Schwochow gemeinsam mit seiner Mutter, der Dramaturgin Heide Schwochow, verfasste, wiederholt in allzu vertraute Erzählmuster. Doch, auch wenn die Inszenierung der sich überlagernden Erzählebenen an der einen oder anderen Stelle missglückt, setzt dies doch eine aussergewöhnliche Vielschichtigkeit voraus. Trotz mancher Trivialitäten und einiger Längen überzeugt „Novemberkind“ insgesamt als sorgsam fotografiertes, gut gespieltes, behutsam erzähltes Autorenkino.
(Stefan Volk)
Kritiken
National | International |
- Isabel Rohr in art-tv.ch | - Kerstin Decker in tagesspiegel.de |
- Hans-Jörg Rother in faz.net | |
- Martina Knoben in sueddeutsche.de | |
- Hans-Georg Rodek in welt.de |
Offizielle Website | Verleiher |
www.novemberkind.net | Look Now! |
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