Pepperminta
Rezension von Irene Genhart
Pipilotti Rist, ihres Zeichens arrivierte Schweizer Video- und Installations-Künstlerin, hat ihren ersten langen Kinofilm gedreht. „Pepperminta“ titelt dieser, den Namen seiner Protagonistin tragend und das passt sehr gut: Denn erfrischend kunter-bonbon-bunt ist „Pepperminta“, ein farbig-fruchtig-blumiges Leinwandstück, geprägt von demselben luftig-verspielten, gleichwohl sanft gesellschaftskritischen Geist, den Rists gesamtes Schaffen durchzieht.
Erzählt wird ein hübsch-kleines Revoluzzermärchen für Erwachsene. Die Heldin - rothaarig, elfenbeinhäutig, unbeschreiblich weiblich: Ewelina Guzik - nimmt sich aus wie Pippi Langstrumpfs ältere Schwester. Sie geht nicht, sondern hüpft, tanzt, springt und kapriolisiert durch ihr Leben und hält Erdbeeren als Haustiere. Eines Tages beginnt Pepperminta in die Tat umzusetzen, was ihr Oma selig auftrug: Den Menschen zu zeigen, dass ihre alltäglichen Kümmernisse und Sorgen vollkommen überflüssig sind. Erst sucht Pepperminta Mitstreiter: Den hypochondrischen Werwen und die strenge Tulpenzüchterin Edna. Sie steckt diese in bunte Uniformen ähnlich ihrer eigenen, und dann begibt sich das Trio auf Mission. Stürmt erst die Vorlesung des Herrn Professor Schwarz zu Weiss und löst mit seinen irrwitzigen Farbtheorien unter den Studenten orgiastische Tumulte aus. Später bekommt die adrett-verklemmte Klientel eines Zürcher Nobelrestaurants in Form kapriziös-farbiger Speise-Kreationen ihre Schwarte ab. Genuine Pipilotti Rist-Kunst ist „Pepperminta“. Eine mädchenhaft-verschmitzte, avantgardistische Intervention gegen die bierernste Biederkeit der heutigen westlichen Gesellschaft.
(Irene Genhart)
Kritiken
Offizielle Website | Verleiher |
www.pepperminta.ch | Frenetic Films |
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