Superclásico

DK 2011, 99 Min., OV/df, Regie: Ole Christian Madsen, Anders W. Berthelsen, Paprika Steen, Jamie Morton

Superclásico

Rezension von Andrea Lüthi

Ein Däne will seine Frau zurück, die in Argentinien einen Neuen gefunden hat. In der rasanten Komödie des dänischen Regisseurs Ole Christian Madsen über Liebe, Trennung, Eifersucht und Neuanfang überstürzen sich die Ereignisse regelrecht.

Der Kontrast könnte nicht stärker sein. Christian (Anders W. Berthelsen) sitzt deprimiert in der dunklen Wohnung in Dänemark und trinkt den Wein seiner fast bankrotten Weinhandlung. Seine Frau Anna (Paprika Steen) hat ihm vollkommen überraschend die Scheidungspapiere zur Unterzeichnung geschickt. Sie selber hält sich als Fussballagentin für einige Monate in Argentinien auf; das Licht ist golden, die Stimmung aufgedreht.

Um seine Ehe zu retten, fliegt Christian kurzerhand nach Buenos Aires. Mit dabei ist Annas und Christians pubertärer Sohn Oscar, der philosophische Werke liest und einen schwarzen Ledermantel und Krawatte trägt.

Christians Plan stellt sich als schwierig heraus: Der Superclásico steht an, der wichtigste Fussballmatch Argentiniens, mit den grössten Emotionen. Zudem steckt Anna mitten in den Verhandlungen mit einem brasilianischen Fussballclub, der den Star Juan Diaz (Sebastián Estevanez) kaufen will. Und der wiederum ist Annas neuer Geliebter, mit dem sie bereits die Hochzeit plant.

Chaos und ironischer Kommentar
Kaum in Argentinien angekommen, jagt ein Ereignis das nächste; Christian betrinkt sich, wird auf höfliche Weise ausgeraubt (das geht tatsächlich), Oscar verliebt sich in eine Reiseführerin, verschwindet und wird wieder gefunden. Dann versucht sich Christian als Torhüter, blamiert sich jämmerlich und zahlt es Juan heim. Und in all dem Trubel sollte die Scheidung geregelt werden – aber mal verweigert Christian die Unterschrift, mal Anna, mal Juan.

Ausserdem gibt es einen frustrierten Rebbauern, eine gestrenge Haushälterin, die sich als leidenschaftliche Tangotänzerin entpuppt und einen Automechaniker, der Kierkegaard-Spezialist ist. Nach einigem Hin und Her, mehreren Prügeleien und vor allem viel Geschrei ist aber jeder zufrieden.

Die temporeiche Handlung wird gezügelt durch das Voice-over, das zusammenfasst und in ironischer Gelassenheit die hektischen Ereignisse verknüpft. Das wirkt bisweilen, als verbrächte Christian eine entspannte Ferienwoche. Voice-over, aber auch Splitscreen und Schiebeblenden durchbrechen den Realismus, und zugleich geschieht dies mit wenigen fantastisch-schrägen Elementen, die man in dieser Komödie so gar nicht erwartet. So beobachtet Oscar eines Nachts zwei Kakerlaken, die miteinander Tango tanzen – ein fast poetisches Intermezzo in Detailaufnahme.

Verdrehte Klischees
Die Handlung schlägt mehrere unerwartete Haken, vor allem aber spielt Madsen mit Klischees. Das fängt damit an, dass Christian seiner Frau vorwirft, klischiert zu handeln, sie aber das Klischee „Älterer Mann verlässt Frau wegen einer jüngeren“ auf den Kopf stellt und Christian zugleich eine Affäre mit einer älteren Frau hat. Auch das beliebte Nordländer-Südländer-Klischee taucht auf, wobei die temperamentvolle Anna aber den kleinlauten Juan schon einmal in Grund und Boden redet und Christian ihn mit seinen Wutausbrüchen sprachlos macht.
In diesem lebhaften Film wird den Zuschauern nur selten eine Verschnaufpause gegönnt oder Momente, um innezuhalten. Madsen verzichtet auch auf den Schuss Melancholie, der nordische Komödien oft vielschichtiger macht. „Superclásico“ bietet aber auf jeden Fall Unterhaltung und einige amüsante Höhepunkte – und dazu trägt die energiegeladene Paprika Steen viel bei.
(Andrea Lüthi)

   

Kritiken

National International
- Christoph Schelb für outnow.ch - Asokan Nirmalarajah für filmstarts.de
- Peter Osteried für cineman.ch - Florian Tritsch für moviemaze.de
  - Verena Schmöller für kino-zeit.de
  - Ingrid Beerbaum für film.fluter.de
  - Alissa Simon für variety.com
  - Mike Goodridge für screendaily.com
   
Offizielle Website Verleiher
www.superclasico.dk Filmcoopi

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