All Shall Be Well

HK 2024, OV/df, 93', Regie: Ray Yeung, mit Patra Au, Lin-Lin Li, Tai Bo

All Shall Be Well

Filmkritik von Walter Gasperi

Ist die leibliche Familie oder die jahrelange Partnerin wichtiger? – Der Hongkonger Ray Yeung erzählt in seinem bei der Berlinale mit dem Teddy Award für den besten Spielfilm ausgezeichneten sensiblen Drama, wie der plötzliche Tod der seit Jahrzehnten mit Angie liierten Pat zunehmend zu Rissen in der Beziehung zwischen Angie und Pats Familie führt.

"All Shall Be Well" lautet der Titel, doch wirklich gut sind die Verhältnisse nur am Beginn, während sie dann für Angie (Patra Au) sukzessive schlechter werden. Aber zunächst wandern die Mittsechzigerin und ihre Partnerin Pat (Lin-Lin Li), die seit mehr als 30 Jahren ein Paar zusammenlebt, noch durch die Natur. Gemeinsam bereiten sie das Frühstück zu, schminken sich im Badezimmer und kaufen auf dem Markt ein. Beliebt ist das Paar, das aufgrund der in Hongkong nicht erlaubten gleichgeschlechtlichen Ehen nicht verheiratet ist, auch bei den Floristinnen, bei denen es noch Blumen fürs anstehende Mondfest kauft.

Pat ist zweifellos die aktivere von beiden. Sie hat noch im Alter begonnen Wirtschaft zu studieren und träumt von der Eröffnung eines Shops mit Mode für Senior:innen. Gut situiert ist das Paar, wohnt in einem geräumigen Apartment, in das am Abend Pats große Familie zum Essen eingeladen wird.

Die harmonische Stimmung, die Lebensfreude und die Unbeschwertheit werden durch die in goldbraune Farben und warmes Licht getauchten Bilder unterstützt. Auch eine Flasche mit teurem Whisky wird geöffnet und gemeinsam ein Brettspiel gespielt.

Sichtbar wird aber auch ein ökonomisches Gefälle, wenn von der langen Arbeitslosigkeit von Pats Bruder gesprochen wird, und Pat ihrem Neffen Geld für die Reparatur seines Autos zusteckt. Noch deutlicher wird die bedrückende Lebenssituation der Familie später, wenn man einen Blick in die beengte Wohnung von Pats Nichte und ihrer Familie werfen kann oder Pats Schwägerin in einem kleinen Hotel die Zimmer reinigen sieht.

Doch Angie und Pat scheinen noch viele glückliche Jahre zu winken, bis die scheinbar schlafende Pat plötzlich auf Fragen von Angie nicht mehr reagiert. – Ihren Tod spart Ray Yeung aus, zeigt nach einer kurzen Schwarzblende nur die Familie mit ihrer Urne.
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Verleiher
Trigon Film

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